Gedanken einer Mutter, deren Sohn in einer Wohngruppe bei mwJ lebt – Zum Autist Pride Day

Mein Sohn Oskar ist sieben Jahre und ist frühkindlicher Autist. Jeden Sonntag um 17 Uhr wird er abgeholt. Jeden Sonntag wartet er auch ab mittags darauf, weil dann schiebt er die Plissees am Küchenfenster hoch und guckt hinaus. Er freut sich auf die Wohngruppe, auf die Kinder, auf die Abwechslung.

Seit fast einem Jahr geht Oskar in die Wohngruppe. Zunächst Ofania, jetzt seit einem halben Jahr Fabula. Für ihn bedeutet die Wohngruppe, Alltagsstruktur aber auch Selbstständigkeit.

Für mich als Mama hat es die erste Zeit und immer nach den Ferien erstmal was anderes bedeutet: Trauer und Schmerz. Mein geliebtes Kind soll nur am Wochenende und in den Ferien zuhause sein? Undenkbar für mich. Oskar hat noch zwei jüngere Schwestern. Wir haben den Alltag bisher „gemeistert“ und jetzt will man mir mein Kind „wegnehmen“? Dieser Gedanke kam bei mir als Erstes, und ich finde ihn auch völlig legitim. Ich fühlte mich schlecht, hatte ein schlechtes Gewissen und dazu dieser Schmerz jeden Abend an seinem leeren Zimmer vorbeigehen zu müssen. Es kamen die Selbstzweifel…ist es das Richtige? Was bin ich für eine Mama…

Jetzt nach einem Jahr sage ich: Es war die beste Entscheidung, die wir getroffen haben…für ihn…für uns…für sein weiteres Leben. Er hat so viel gelernt; er hat sich in seiner Selbstständigkeit weiterentwickelt und auch in seinem Selbstvertrauen.

Jeden Freitag um 13 Uhr hole ich ihn ab. Und es ist das schönste Gefühl, wenn er mir entgegenkommt mit dem liebevollen Wort: „Ommes“ denn dieser Moment gehört dann nur Oskar und mir, wenn ich mit ihm dann Pommes essen gehe. Wir genießen jetzt die Zeit am Wochenende und in den Ferien intensiver, und ich bin froh so einen besonderen, witzigen und tollen Jungen zu haben.

 

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